Epochen

Eine Epoche ist ein Zeitraum von ca. vier Wochen, in denen die altershomogenen Klassen an einem fächerübergreifenden Projekt arbeiten. Es handelt sich um Sach- und nicht um Fachepochen. Täglich steht dafür ein Zeitraum von 180 Minuten plus Pausen zur Verfügung. Es gibt keine Unterscheidung zwischen Haupt- und Fachunterricht, so wie es keinen klassischen Stundenplan mehr gibt. Alles wird in die Epoche integriert, an der das Klassenteam und eine Fachlehrer:in oder Meister:in gleichberechtigt beteiligt sind. Zum Klassenteam gehören Klassenlehrer:in, Hortner:in und gegebenenfalls Schulbegleiter*innen, was für das Gelingen von Diversität und Inklusion unabdingbar ist.

Die Fachleute, bei denen es sich teils um Angestellte der Schule handelt, teils um außerschulische Kooperationspartner*innen, kommen als Gäste dazu. Ihre Aufgabe besteht darin, die Kinder mit authentischen Arbeitsorten und realen Handlungsabläufen vertraut zu machen. Arbeitsfelder und Aufgaben werden nicht eigens für den Unterricht fingiert, sondern folgen einem realen Bedarf, der innerhalb oder außerhalb des schuleigenen Lebensraums besteht. Das Klassenteam hat nun die Aufgabe, diese Arbeitsfelder so zu gestalten, dass sie von den Kindern alters- bzw. entwicklungsgerecht erlebt werden können und zugleich auch individuelle Freiräume bieten. Die Fachleute tragen demnach die Verantwortung für die Produkte und Prozesse des Arbeitens, das Klassenteam für die Auswirkungen und Prozesse des Lernens auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder. Die Inhalte des entwicklungsbezogenen Waldorflehrplans werden dabei als Orientierungsrahmen für eine kindgerechte Epochenplanung mit herangezogen.

Zum Beispiel:

Das Klassenteam und die Englischlehrer*in gestalten mit einer vierten Klasse eine Tierepoche auf dem Bauernhof. Jeden Tag nach dem Frühstück fahren sie mit der Klasse mit dem Fahrrad auf den Hof und erledigen dort anfallende Arbeiten in den Ställen und beim Anbau von Tierfutter.

Dabei wird die Klasse in mehrere Gruppen geteilt. Die Kinder dürfen sich aussuchen, welche der anstehenden Arbeiten auf dem Hof sie verrichten wollen. Während die Klassenlehrer*in und die Hortner*in die Arbeit auf dem Feld begleiten und mit den Kindern gemeinsam die Abläufe kennenlernen, nutzt die Englischlehrer*in die Zeit, um mit der halben Klasse zur Thematik auf Englisch zu arbeiten.

Nach ca. einer Stunde wird gewechselt: die Englisch-Gruppe geht arbeiten und die andere Gruppe kommt zum Sprachunterricht. Nach dem Mittagessen auf dem Hof fährt die Klasse mit dem Fahrrad in die Schule zurück.

Wichtig sind bei der Epoche beide Elemente: Das produktive Lernen einerseits durch Teilhabe an den Tätigkeiten des Hofes und die individuelle Reflexion der praktischen Erfahrungen andererseits, wenn diese im Morgenkreis und beim Tagesrückblick rekapituliert sowie im Sprachunterricht u.a. im Epochenheft verarbeitet werden.

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